Projekt
Stolpersteine Wolfenbüttel
der Klasse 9 d
(M. Hemminger)
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Namen und Spuren
Familie Reis
Clara Reis, geb. Eichenberg
Liselotte Boas, geb. Reis
Hans-Jürgen Reis
Lange Herzogstraße 26
Erfolgreiche Geschäftsleute – Flucht vor Nazis – Neuanfang in Brasilien
In diesem Haus, Lange Herzogstraße 26, wohnte die Familie Reis. Sie waren Besitzer eines Lotteriegeschäftes und lebten bereits längere Zeit in Wolfenbüttel. Liselotte Reis hatte das Geschäft von ihrem Vater Erich 1921 übernommen. Sie war in Wolfenbüttel zum Lyceum im Wolfenbütteler Schloss gegangen und hatte dort ihr Abitur abgelegt. Sie war Teil der Wolfenbütteler Gesellschaft. Das Geschäft ging gut.
Bereits im August 1933 versuchten die Nationalsozialisten das Lotteriegeschäft von Liselotte Reis zu schließen. So wurde sogar in aller Öffentlichkeit, in der Wolfenbütteler Zeitung, bekanntgegeben, dass die NSDAP Schritte gegen Liselotte Reis und ihr Lotteriegeschäft unternehmen würde und gegen jene, die sie unterstützen würden. Unverhohlen war in der Wolfenbütteler Zeitung zu lesen: Bekanntlich sind Schritte unternommen worden, um der Jüdin Reis die Staatliche Lotterieeinnahme in Wolfenbüttel zu entziehen.
Schließlich musste sie 1933 ihr Geschäft aufgeben. Sie ging nach Berlin. Von dort aus flüchtete sie mit ihrer Mutter Clara und ihrem Bruder Hans-Jürgen Reis 1936 nach Brasilien. Hier heiratete Liselotte Dr. Ernest Boas.
Auch ihr Bruder Curt Reis bekam die Maßnahmen der Nationalsozialisten zu spüren. Curt Reis wurde die Doktorwürde aberkannt. Von nun an durfte er kein Arzt mehr sein.
Hans-Jürgen Reis flüchtete am 12.04.1938 von Berlin aus nach Recife. Dort heiratete er 1951 Maria Lisieux Gomes. In erster Ehe war er mit Lore Wolf verheiratet. Beide hatten zwei Kinder, Monica Amaral mit zwei Kindern, Roger Amaral wohnt in Brasilien und ist Pilot. Er hat zwei Kinder, Enzo und Eric.
Hans-Jürgen Reis starb am 4. August 1982 in Brasilien.Liselotte Reis heiratete Ernest Boas. Sie lebten bis 1966 in Sao Paulo. Sie haben eine Tochter, Vivian Boas, die heute in den USA lebt. Sie hat zwei Söhne, Rene und Thomas. Von 1966 bis 2004 lebten Liselotte und Ernest in Lausanne in der Schweiz, er starb mit 98 Jahren im Jahr 1998. Liselotte Boas, geborene Reis, starb am 27. April 2004 im Alter von 101 Jahren in Lausanne. Ihre Mutter Clara lebte nach ihrer Flucht in Sao Paulo. Sie starb am 31.8.1954 und wurde im jüdischen Friedhof in Sao Paulo beigesetzt.